Club is in da House – Clubhouse das neue Sternchen am Social Media Himmel Ein Blick aus Richtung HR

Immer mal wieder tauchen sie auf: die kleinen neuen Sternchen am Social Media Himmel. Diesmal heisst das Sternchen Clubhouse.

Was ist Clubhouse?

Clubhouse wurde im März 2020 gegründet und ist ein Voice-based Social Network (Audio-only-App). Man kann innerhalb des Netzwerkes Voice-Chat Räume erstellen oder in welche eintreten. Je nachdem welchen Personen man folgt, tauchen in der eigenen Timeline entsprechende Voice-Chat Räume auf.

In den Räumen kann man mehr oder weniger drei verschiedene Rollen haben. Einerseits kann man der Host (Moderator) eines Raumes sein. Man kann eingeladen worden zu sein, um sich zu einem Thema aktiv einzubringen (Speaker). Zuletzt kann man natürlich als Teilnehmender einfach einloggen und zuhören (Listener). Per Handzeichen kann man sich dann zu Wort melden, um einen Beitrag zu leisten.
Das Netzwerk baut derzeit auf persönliche Einladungen (invites only). Das heißt, sobald man eine persönliche Einladung in das Netzwerk erhält, bekommt man direkt die Möglichkeit zwei weitere Personen einzuladen. Als Nutzer_in kann ich mir neue Einladungscodes durch aktive Teilnahme am Netzwerk erarbeiten.
Das Netzwerk versucht, die in der Pandemie schmerzlich vermissten Kaffee Gespräche im Office zu ersetzen. Ich kann spontan an Gesprächen teilnehmen oder eröffnen und andere die zufälliger Weise „in der Nähe sind“, können partizipieren.
Newsfeed bestehend aus Clubs bzw. Räumen
Newsfeed bestehend aus Chaträumen Audio-only

Houseparty und wonder.me

Die Motivation ist nicht ganz neu. Bereits vor ein paar Jahren hatte ich schon einmal von Houseparty berichtet, einer VideoChat App mit der ich spontan zu bestehenden Gesprächen in virtuellen Räumen hinzu stoßen kann. Auch Wonder.me (zu Beginn der Pandemie noch unter dem Namen YoTribe bekannt) versucht ebenfalls diese Ebene der spontanen Gespräche zu simulieren. Während Houseparty im Grunde auf einer Messenger Logik aufbaut, ist wonder.me tatsächlich ein Tool und weder ein Messenger noch ein Social Network. Clubhouse kombiniert den Gedanken des spontanen Sprechens mit den Features eines klassischen Social Networks.

Social Network Analyse

Tatsächlich kann die App bzw. das Netzwerk noch nicht viel. Likes kann man keine verteilen und auch keine Kommentare schreiben. Der Aufbau zeigt aber, dass das Konstrukt Themen getrieben ist. In meinen Settings kann ich Themen benennen, die mich interessieren und sicherlich meinen Feed beeinflussen. Zudem kann ich nach Clubs suchen und beitreten – eine Art Audio-Gruppen Funktion. Als Nutzer_in können drei Typen von Voice-Chat Räumen eröffnet werden: Open (jede(r) kann rein9; Social (nur meine Follower_innen können beitreten); Closed (nur ausgewählte Personen können rein). Der Aufbau lässt vermuten, dass keine besonders hohe Viralität innerhalb des Netzwerkes entsteht. D.h. die Millionen Follower_innen, wie zuletzt durch das sehr schnelle Netzwerk TikTok vorgetanzt, in Windeseile zu generieren, wird hier vermutlich aus bleiben. Dazu hat das Netzwerk zu wenige der typischen Share Funktionen und der Content ist nicht leicht konsumierbar – man muss ja zuhören.
Der Hype der hier gerade entsteht, basiert auf dem Nerv der Zeit, den die App direkt trifft. Audio (Podcast) hat nach über 20 Jahren finally sein hoch und auch der Wunsch nach Spontanität ist in der Phase der Pandemie natürlich gewachsen. Meine erste Einschätzung daher: hoch interessante Content Schleuder (die Objekte des Newsfeeds sind ja schließlich lauter kleine Mini-Konferenzen), aber vermutlich kein „mal-schnell-eben-die-Millionen-Views-generieren“ Netzwerk.

Wird es wie VERO unter gehen?

Wer war noch gleich VERO? Der Aufmerksame Social Media Beobachter wird sich noch an den letzten ähnlichen Hype entsinnen, der durch VERO in Deutschland/ der Welt ausgelöst wurde. Aber ebenso schnell wie die App da war, war der angebliche Instagram Killer auch wieder weg. Der Ansatz damals war sehr sehr ähnlich zu dem von Instagram, was meiner Meinung nach letztlich auch den Todesstoß verursachte. Bei Clubhouse ist dies etwas anders gelagert. Wir haben hier einen völlig neuen Ansatz von Social Media. Der Newsfeed besteht aus lauter kleinen live stattfindenden Konferenzen, an denen man sich beteiligen kann. Tatsächlich kann ich das gar nicht oft genug schreiben – das ist schlichtweg der WAHNSINN! Habe ich vor wenigen Wochen noch von TikTok Learning geschwärmt, so muss ich sagen, dass dieses Konzept theoretisch extrem viel Wissen liefern kann. Während ich auf TikTok oberflächlich nach Lerning Nugets suchen kann, um einen Überblick zu bekommen, kann ich auf Clubhouse dann die Themen mit Expert_innen vertiefen. Wird also Clubhouse das VERO Schicksal ereilen: ich denke, Clubhouse hat deutlich bessere Chancen zu überleben, als VERO damals.

Muss ich jetzt sofort darüber rekrutieren?

Natürlich nicht – sollte man derzeit Social Media Manager_innen suchen … dann vielleicht schon, aber grundsätzlich gilt: guckt euch das Netzwerk erstmal an. Tatsächlich ist es zunächst in einer auf den ersten Blick recht „hohen“ Altersgruppe eingestiegen. Also hier finden sich nicht nur die Schüler_innen, sondern viel mehr berufstätige Personen aus den entsprechenden Industrien bzw. Jobprofilen. Nutzerzahlen habe ich noch keine Gefunden, aber die ersten Stunden, die ich damit verbracht habe, diese App zu durchsuchen, hinterließ diesen Eindruck bei mir.

Wofür eignet sich die App aus HR Sicht?

Nehmen wir an, die App wird in Deutschland tatsächlich angenommen, lassen sich natürlich viele spannende Formate über diese App spielen. Im Grunde beginnt es mit allem, was ich beispielsweise an einer Hochschule sonst vor Ort an Vorträgen oder Bewerbungstrainings umgesetzt hätte. Gerade die alt bewährten Podiumsdiskussionen passen genau in die Welt von Clubhouse. Durch die Möglichkeit Clubs zu schedulen, müssen diese gar nicht immer völlig spontan erfolgen, sondern könnten im Rahmen einer Orientierungswoche in der Hochschule zu bestimmten Einheiten getimet werden. Aus Sourcing Sicht muss ich sagen, dass die Profile nur sehr notdürftig mit Feldern ausgestattet sind. Hier gilt das weniger ist mehr Prinzip, wobei das BIO Feld mehr Platz offeriert, als es bei Twitter der Fall ist.
Betrachten wir den Case aus einer Learning Perspektive, so kann Clubhouse sehr bald schon eine Art virtuelles flexibles Konferenzsystem sein, zu dem man die eigenen Mitarbeitenden sendet.
So viel mal zu einer ersten Einschätzung von Clubhouse!
Ich freue mich auf eure Kommentare und Eindrücke!

Autor: Robindro Ullah

Blogger, Berater und Buchautor

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