Londoner Chatbot praktiziert Mieterschutz – eine Berufsgruppe wird digitalisiert?

Wir beobachten die fortschreitende Digitalisierung mit Argusaugen. Es ist einer der wesentlichen Bestandteile des Magazins. Dazu gehören auch Abschätzungen über die Eintrittswahrscheinlichkeit und den Eintrittszeitraum. Dabei stellen wir immer wieder fest, dass man doch schnell mal von Geschwindigkeiten überrascht wird – so wie in diesem Fall, obwohl er im Grunde auf der Hand lag.

Auch wenn die erfolgreichste Kombination in Zukunft die Mensch+Maschine sein wird, schützt uns das nicht davor, dass triviale Tätigkeiten schnell von Robotern komplett übernommen werden. Hiervon ausgenommen sind auch die Wissensberufe nicht mehr. Nachdem viele immer wieder auf die non-Academics geschaut haben, trifft es nun eine ganz andere Berufsgruppe: die Anwälte. So als Laie muss ich ganz klar sagen, dass derart regelbasierter und strukturierter Beruf natürlich ein gefundenes Fressen für die Digitalisierung ist.

Juristen ade!?

Das ist natürlich eine recht überspitzte Darstellung, doch nun hat das Londoner Startup RentersUnion einen Chatbot entwickelt, der imstande ist, Mietern bei Mietvertragsfragen im Netz unter die Arme zu greifen. Dabei ist sogar geplant, dass der Bot zukünftig auch Schreiben (wie beispielsweise Kündigungen) an den Vermieter verfassen kann. Die etwas reißerische Überschrift trifft es natürlich nicht ganz genau. Trotzdem muss ich sagen, dass man sich immer häufiger kritisch hinterfragen sollte. Ist das, was ich arbeite, ausreichend komplex? Oder liesse es sich nicht besser durch eine Maschine erledigen? Welchen Mehrwert kann ich dem Prozess hinzufügen?

Bots sollten tendenziell wie Assisstenzsysteme verstanden werden, mit denen man kommunizieren kann. Für einen fix definierten Bereich wie das Mietrecht ist das ein enormer Nutzengewinn. Bestimmte Dienstleistungen können dadurch deutlich günstiger und schnellerangeboten werden und einer deutlich größeren Anzahl an Mietern verfügbar gemacht werden. Wenn bestimmte Arbeitsschritte schlagartig skalierbar werden, von denen man zuvor geglaubt hat, es sei völlig unmöglich diese so zu automatisieren, birgt das neue Geschäftsmöglichkeiten für entsprechende Anwaltskanzleien.

Aber wir können die Thematik auch ins HR übertragen. Einen ähnlich gelagerten Fall sehen wir im Tarifrecht. Auch hier könnten Bots potentiellen und aktuellen Mitarbeitern Rede und Antwort stehen. Vor allem im Einstellungsprozess wäre es ein enormer Gewinn für den Kandidaten, wenn ein Bot unkompliziert durch den Tarifvertrag führen könnte. Ein Video des Personalers könnte vorab die Struktur des Tarifvertrages erläutern, bevor ein Bot dann den Dialog übernimmt.

RentersUnion hat mit dem Beispiel gezeigt, dass man sich ruhig an etwas komplexere Themen herantrauen sollte, um diese zu automatisieren.

Autor: Robindro Ullah

Blogger, Berater und Buchautor

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