Vor knapp zwei Wochen kam es raus: LinkedIn scheint an einem neuen Kommunikations-Feature zu arbeiten. Intern wird es wohl bereits getestet. Meine ersten 5 Cent Gedanken habe ich in meinem Post der vergangenen Woche verarbeitet: LinkedIn Stories.
Nun wollen wir einmal das Gedankenspiel etwas weiter treiben auf Basis der vorliegenden Informationen. Da diese nach wie vor nur sehr spärlich sind – LinkedIn gibt hier noch nicht viel preis – sind es wirklich nur Gedankenspiele, die durchaus auch ganz anders kommen können. Grundsätzlich gehe ich mal davon aus, dass LinkedIn zumindest versucht etwas ähnlich technisch ausgefeiltes auf die Beine zu stellen, wie Snapchat bzw. Instagram.
Aber beginnen wir mit den Spielen. Nachdem auch in der HR Szene publik wurde, dass LinkedIn plant ebenfalls ein Story ähnliches Feature zu launchen, konnte man auf Twitter das Spekulieren mit lesen. Wer würde so ein Feature auf einem Businessnetzwerk überhaupt nutzen? usw. Das muss jetzt nicht alles wiederholt werden, denn für meine Überlegungen hat es zunächst keine Relevanz. Die Frage, wer es nutzen würde, ist aus meiner Sicht völlig unwichtig. Viel wichtiger ist die Frage nach dem: wie es funktionieren wird.
In der Regel finden sich immer irgendwelche Zielgruppen, die neue Features nutzen. Wenn es durchdacht ist, geht es über in die Allgemeinheit. Wenn es niemandem zusagt – nun denn, dann ist es tot. Mehr muss man als Recruiter meiner Meinung nach zunächst nicht wissen. Kleiner Nachtrag: welche Zielgruppe sich dann tatsächlich des Features bedient, ist dann schon entscheidend, aber so weit sind wir ja noch gar nicht.
LinkedIn neigt dazu, Dinge schlau anzupacken. Innerhalb der Datenbank, die dem Netzwerk zugrunde liegt, scheinen Informationen immer wieder sehr intelligent verknüpft zu werden. Angefangen mit dem Status, den eine Person haben kann in Abhängigkeit von der Profil Qualität und Sichtbarkeit, geht es bis zu sinnvollen Verknüpfungen über Kontakte, Teams und Unternehmen.
Betrachten wir die Stories, wie wir sie von Instagram kennen, dann fällt auf, dass Realtime Content nicht nur mit einer Location versehen sein kann, sondern auch mit Hashtags. Personen können ebenfalls markiert werden etc. Echtzeit Videos werden auf einmal durchsuchbar.
Exkurs
Bereits vor Jahren starten StartUps (z.B. Dextro) mit der Idee, Videos in Echtzeit zu transkribieren. Durch die hohe Vielfalt der Sprache scheint noch keiner hier eine markttaugliche Lösung gefunden zu haben. Trotzdem wäre ein solcher Algorithmus eine Revolution der Suche. Anstelle sich auf Hashtags und Beschreibungen verlassen zu müssen, könnte man einfach das gesprochene Wort im Video durchsuchen – ohne das Video ansehen zu müssen. Während sich dieser Traum noch auf dem Weg zur Erfüllung befindet, hat die Story Funktion eine Alternative bereitgestellt. Nach wie vor muss ich mich auf die Hashtags verlassen. Durch die Endlichkeit der Sichtbarkeit der Videos, bin ich allerdings sehr versucht, passende Hashtags zu verwenden bzw. muss mich bei meiner Suche nicht durch Tonnen von altem Datenmüll wühlen.
Was wäre wenn …
Nehmen wir an, die LinkedIn Stories würden angenommen werden. Gehen wir weiter davon aus, dass die Nutzer der Stories eine gewisse Digital Kompetenz besitzen. Aus meiner Sicht bedeutet dies in diesem Kontext, dass sie nicht beginnen, denselben Content in LinkedIn Stories zu verarbeiten, wie auch in Instagram Stories. Würde hier ein stärkerer Bezug zum Business hergestellt werden, kann ich mir aus Sicht des Sourcings tatsächlich sehr schöne Ansatzpunkte vorstellen.
Nun benötigen wir noch ein paar Annahmen von der Netzwerk Seite. Wie geschrieben, habe ich noch keine tieferen Insights zur neuen Funktion finden können. Daher nehmen wir auf technischer Seite an, dass ich Profile in Stories taggen kann. Ebenso ist die Verwendung von Hashtags möglich, sowie die Platzierung von durchsuchbarem Text auf dem Video. Wir näheren uns hier dem Thema SoLoMo (Social Local Mobile). Allein dieser Entwicklungsschritt, sollte LinkedIn diese Richtung einschlagen, wäre ein eigener Blogpost. Beispiele für SoLoMo Netzwerke sind SnapChat oder Pokemon Go.
Weiter nehmen wir an, dass die LinkedIn Suche genutzt werden kann, um die Stories zu durchforsten.
Die Suche
Ich gebe zu, dass da schon ein paar Annahmen aufgelistet sind. Völlig unwahrscheinlich ist es allerdings nicht, dass diese zutreffen werden. Nun will ich euch auch ein passendes Beispiel geben.
Am 01.10.2020 findet in Köln das Ada Lovelace Festival statt. Bin ich als Unternehmen auf der Suche nach Tech Nerds, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ich auf diesem Festival welche finden werde. Sicher bin ich mir aber nicht und Tech Nerd ist ja nicht gleich Tech Nerd – aber wir wollen das Beispiel mal nicht zu kompliziert machen.
Nun stellt euch vor, ihr könntet eine Suche abschicken, die nicht nur Kompetenzen der gesuchten Person beinhaltet, sondern auch die „Bedingung“, dass eine LinkedIn Story vom Ada Lovelace Festival existiert. Wer aufgepasst hat, wird sofort bemerken, dass eine solche Suche natürlich auch nur am Tag des Festivals Sinn macht bzw. maximal 24 Std im Nachgang.
Ein wahrscheinlich noch sinnvollerer Ansatz wäre aber vermutlich, zunächst nach Stories vom Ada Lovelace Festival zu suchen, um sich anschließen die Profile der Teilnehmer_innen anzusehen.
Warum nicht einfach das Status Update nutzen …
Das ist eine berechtigte Frage, die ich nicht direkt beantworten kann. Meine Gegenfrage wäre: warum schreibe ich eine WhatsApp anstelle einer Email. Meine persönliche Vermutung ist, dass die neue Funktion dazu einlädt mehr und ungehemmter Inhalte von Events etc. zu teilen. Die Story Funktion hat sich im Social Web etabliert. Sie bietet teilweise dieselben Funktionen wie wir sie auch aus anderen Features kennen. Durch ihre Vergänglichkeit, ihre leichte Nutzbarkeit und das sehr komfortable Konsumieren habe ich dennoch das Gefühl, dass sie attraktiver auf Nutzer_innen wirkt/ wirken wird.
Kurze Bitte an LinkedIn
Wenn Ihr also dieses Feature einführt, dann beachtet bitte folgendes:
- Personen sollten tagbar sein
- Hashtags sollten auf dem Video funktionieren
- Der platzierte Text – das sollte ebenfalls möglich sein – sollte auch durchsuchbar sein.
- So wie wir es von Hochschulen kennen, sollten Stories am selben Ort gehortet werden.
- Es sollte eine direkte Verbindung zu LinkedIn Events geben.
Wenn man nochmal etwas länger drüber nachdenkt, kommen einem sicherlich noch weitere gute Funktionen in den Sinn.
Naja, mal gucken, wann das neue Feature live geht – PS: Liebes LinkedIn: gern melde ich mich freiwillig als Tester!